BioGeoChemistry of Tidal Flats

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Wertet die Daten der Messplattform vor Spiekeroog positiv: Professor Dr. Jürgen Rullkötter

 

Das Watt sorgt für sich selbst

FORSCHUNG Oldenburger Wissenschaftler sieht Ökosystem nicht akut gefährdet



VON ANDREA VOGT

NEUHARLINGERSIEL/OLDENBURG - Das Ökosystem Wattenmeer ist nach wie vor in der Lage, sich selbst zu regulieren: So lautet das vorläufige Fazit des Oldenburger Biologen Professor Dr. Jürgen Rullkötter, der die Forschergruppe "Bio-Geo-Chemie des Watts" leitet. "Was im Watt vor sich geht, sind im Wesentlichen von der Natur gesteuerte Prozesse", sagt Rullkötter. "Menschliche Eingriffe wie etwa die Gasleitung Europipe sind keine Katastrophe, solange sie nicht gehäuft auftreten." Das sei kein Freibrief für Fischerei und Fremdenverkehr, aber Vorkehrungen wie Schutzzonen für Vögel und Klärung von Abwässern reichten offenbar aus, um das System im Gleichgewicht zu halten. In der Forschergruppe, die am Institut für Chemie und Biologie des Meeres an der Oldenburger Universität angesiedelt ist, arbeiten seit drei Jahren rund 70 Physiker, Chemiker, Biologen und Mathematiker an einem Modell des Ökosystems Watt. Dazu erheben sie vor der Insel Spiekeroog repräsentative Daten über Strömungsverhältnisse, das Vorkommen von chemischen Stoffen sowie die biologische Umsetzung dieser Stoffe durch Tiere und Bakterien. Seit knapp einem Jahr ist vor der Westspitze Spiekeroogs ein Messpfahl mit einer Arbeitsplattform installiert. Gestern haben zusätzlich sechs Schiffe in der Nähe geankert, um drei Tage und Nächte lang von weiteren Punkten aus Daten zu sammeln. An dieser Aktion waren auch Forschungsinstitute aus Bremen, Wilhelmshaven und Geesthacht beteiligt. Insgesamt ist das Projekt auf sechs Jahre angelegt und wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit bislang drei Millionen Euro gefördert. Rullkötter ist zuversichtlich, dass im November weitere 2,5 Millionen Euro bewilligt werden.

NWZ 23.07.2003