BioGeoChemistry of Tidal Flats

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Blitzschnelle Daten aus dem Watt

Oldenburg/Spiekeroog. Fast könnte man meinen, die Post hätte hoch oben in zwei Containern eine kleine Zweigstelle im Spiekerooger Rückseitenwatt eröffnet. Im September startet der vollautomatische Betrieb – allerdings nicht in dem vermeintlichen Posthäuschen, sondern in der nach Angaben des Oldenburger Wissenschaftlers Dr. Rainer Reuter weltweit einzigartigen Mess-Station im Wattenmeer. Meterhohe Springfluten, Nordwest-Stürme oder Eiseskälte sollen der 500 000 Euro teuren knallgelben Anlage nichts anhaben können.


Für die Planung und den Betrieb der Mess-Station im Watt vor Spiekeroog ist Dr.Rainer Reuter verantwortlich.

Bild: Peter Kreier

„Wir sind hier an einem Brennpunkt der Austauschprozesse“, erläuterte Reuter gestern den 500 Meter vom Strand entfernten Standort der Mess-Station. Reuter ist Leiter der Arbeitsgruppe Meeresphysik an der Uni Oldenburg und für Planung und Betrieb der Mess-Station verantwortlich. Wie berichtet, will die Gruppe „BioGeoChemie“, der zudem die Wilhelmshavener Institute Terramare und Senckenberg sowie das Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in Bremen angehören, Grundlagenforschung betreiben. Die Wissenschaftler wollen die Messungen der verschiedenen Prozesse im Watt in die Praxis übertragen. „So könnten Daten über Sedimenttransport hilfreich sein, wenn Baggerarbeiten im Hafen von Spiekeroog anstehen“, erklärt Reuter.
Knapp drei Jahre nahm die Realisierung des Projekts in Anspruch. Die Mess-Station arbeitet dank Mini-Windkraftanlage und Solarzellen energieunabhängig und soll mindestens in den nächsten fünf Jahren konstant Daten sammeln. „Wenn die anfänglichen Kinderkrankheiten geheilt sind“, so Reuter, wollen die Forscher nur noch einmal im Monat vor Ort nach dem Rechten schauen. Denn alle Befehle – um z. B. zusätzliche Sensormessungen bei Starkwinden vorzunehmen – können per EDV von der Uni Oldenburg aus gesteuert werden. In etwa drei Wochen werden die erste Strömungs-, Temperatur- und PH-Werte nahezu in Echtzeit per ISDN-Leitung von Spiekeroog aus nach Oldenburg in die Universität transferiert.

NWZ 23.08.2002