BioGeoChemistry of Tidal Flats

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Uni Oldenburg: Geheimnisse des Watts werden gelüftet

Oldenburg - An der niedersächsischen Universität Oldenburg ist vor kurzem das bundesweit erste Zentrum für Wattenmeerforschung entstanden. Gut 40 Wissenschaftler und zehn Techniker wollen in den nächsten sechs Jahren die physikalischen und biologischen Besonderheiten des Wattenmeeres erforschen. Die Deutsche Forschungsgesellschaft hat für die ersten drei Jahre des Projekts sechs Millionen Mark bereitgestellt. Das Land Niedersachsen und die Universität selbst geben eine weitere Million Mark dazu. 

Prof. Rullkötter
Prof. Jürgen Rullkötter ist einer von 40 Wissenschaftlern, die an der Universität Oldenburg das Wattenmeer erforschen. Einstweilen vornehmlich an einem Modell. Foto:LAIBLE

"Was bislang gefehlt hat, ist die Grundlagenforschung im Watt", sagt der Sprecher der Forschungsgruppe "BioGeoChemie des Watts", Prof. Jürgen Rullkötter. Während andere Küstenländer ihre Meeresforschungsinstitute haben, interessieren die Wissenschaftler in Oldenburg sich vor allem für die Küsten- und Flachmeergebiete. Der Deutsche Wissenschaftsrat sprach sich für den eher wattfernen Standort Oldenburg aus, weil dort die Universität sich direkt finanziell beteiligt. In Kooperation mit dem Forschungszentrum Terramare in Wilhelmshaven untersuchen die Wissenschaftler künftig die physikalischen Kräfte von Ebbe und Flut, von Sturmfluten und Eiswintern sowie die Lebensweise von Bakterien und Mikroorganismen. "Die Kleinstlebewesen sind das Klärwerk des Wattenmeeres", sagt Rullkötter. "Wenn sie nicht mehr funktionieren, kippt das System um, und es entstehen so genannte schwarze Flecken."
Eingehender untersuchen werden die Oldenburger Forscher zunächst die Auswirkungen der starken Strömungen zwischen den ostfriesischen Inseln Spiekeroog und Langeoog. Die Projektgruppe wird dafür einen festen Messpfahl und eine Messboje im Seegebiet südöstlich von Spiekeroog installieren. Der Pfahl kann jedoch frühestens 2002 in den Meeresboden gerammt werden. Noch kämpfen Umweltschützer und der Insel-Gemeinderat dagegen. Bis dahin arbeitet die Gruppe von einem Forschungskutter aus.
Anschließend werden die Wissenschaftler ein Computermodell entwickeln, das den Transport von Nährstoffen, Sand, Schlick und Muscheln in das Watt simuliert. "Wenn der Meeresspiegel steigt und die Strömung schneller wird, hat das langfristig Konsequenzen für das Leben im Wattenmeer", sagt der Professor für organische Geochemie. Das mathematische Modell sei später auch auf andere Wattsysteme wie etwa in der Bretagne, in England und China anwendbar. Mit Hilfe des Modells könnten die Forscher Hinweise an die Politik geben, beispielsweise über die Folgen für den Tourismus oder das Ausmaß des Fischfangs. Rullkötter: "Auf diesem Gebiet sind wir das bedeutendste Institut in Deutschland." (ek)

© 23.4.2001