BioGeoChemistry of Tidal Flats

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Dem Watt Geheimnisse entlockt

ABSCHLUSSTAGUNG Wissenschaftlergruppe zieht Fazit nach acht Jahren Forschung


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Institutsdirektor Prof. Dr. Jürgen Rullkötter und Dr. Doris Meyerdierks vom Hanse-Wissenschaftskolleg mit dem Abschlussbericht. BILD: BEDNARZ  

RUND UMS WATTENMEER DREHTE ES SICH BEI DEM FORSCHERTREFFEN IM DELMENHORSTER HWK.
„EIN IDEALER ORT“, WIE DER LEITER DER TAGUNG FINDET.


VON WOLFGANG BEDNARZ

DELMENHORST - Mit mathematischen Modellen wird es künftig möglich sein, den Umfang von Erosionen an den Westkappen der Ostfriesischen Inseln bei steigendem Meeresspiegel und damit einhergehenden höheren Sturmfluten vorherzusagen und damit auch die Gefährdung der Inselränder abzuschätzen. Das erklärte der Direktor des Instituts für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universität Oldenburg, Prof. Dr. Jürgen Rullkötter, am Mittwoch im Hanse-Wissenschaftskolleg (HWK) Delmenhorst. Dort wurden bei der Abschlusstagung der Forschergruppe „BioGeoChemie des Watts“ die wichtigsten Ergebnisse des Projekts präsentiert, an dem etwa 100 Wissenschaftler beteiligt waren.

Gemeinsam und fachübergreifend fanden die Biologen, Geochemiker, Geologen, Physiker und Mathematiker der Forschergruppe heraus, welche physikalischen Prozesse das Wattenmeer gestalten und wie wichtig für das Ökosystem auch die Mikroorganismen sind. Gerade die Einzeller lehrten die Wissenschaftler das Staunen. „Die Bakterien vollbringen bei der Umwandlung von Biomasse eine enorme Leistung“, stellt Rullkötter fest. Weiteres Ergebnis: Es scheint, dass das Watt durch Zunahme der Strömung sandiger wird und an Schlick verarmt.

An Messdaten kommen die Wissenschaftler u.a. mit Hilfe einer unbemannten Station im Rückseitenwatt der Insel Spiekeroog. Physikalische und chemische Werte wie Windrichtung und -geschwindigkeit, Wasserströmungsgeschwindigkeit und -temperatur, Salzgehalt, Nährstoffe, Schwebeteilchen-Dichte und Stoffwechselprodukte-Konzentration werden von ihr geliefert. In den kommenden Jahren sollen noch weitere Stationen installiert werden. Welche Folgen die Einschleppung von Arten aus anderen Erdteilen hat – zum Beispiel im Ballastwasser der Seeschiffe –, ist ebenfalls Thema bei den DFG-Forschern. Eine neue Arbeitsgruppe will auch hierzu eine mathematische Modellierung entwickeln.

Für das Hanse-Wissenschaftskolleg findet Rullkötter lobende Worte: „Das HWK ist ein idealer Ort, um sich mit Koryphäen aus aller Welt zu treffen und Ideen zu generieren.“